Die kleine Reihe Gartenplanung

Die Kunst der Gartengestaltung

Bei meinen Recherchen bin ich auf einen Artikel meines Kollegen Tjards Wendebourg gestoßen. Darin wird gefragt „Was ist denn nun gute Gartengestaltung?“. Hier seine Antwort:

Natürlich ist Gestaltung auch Geschmackssache. Und natürlich hat sich das ästhetische Empfinden im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte verändert. Zeitgeist und Moden finden sich darin ebenso wieder, wie die gesellschaftlichen und räumlichen Rahmenbedingungen. Nicht umsonst sucht die Landschaftsarchitektur – als Wissenschaft von der Kunst der Gartengestaltung – den „Genius loci“, den Geist des Ortes. Denn wenn sich eine Gestaltung bewerten lässt, dann vielleicht am besten daran, ob es gelungen ist, die entstandene Anlage in den Raum, der sie umgibt, einzubetten, ob Garten, Haus und die weitere Umgebung eine harmonische Einheit bilden.

Gartenplanung Helmut Lamprecht
Leicht schwebt das Holzdeck aus Douglasie über dem Gartenteich.
Die Oberfläche ist gehobelt und nicht behandelt. Das Holz bekommt den feinen Silbergraustich durch die Bewitterung.

Überhaupt hat gute Gestaltung ganz viel mit den Empfindungen des Betrachters zu tun – aber eben auch mit technischen Regeln oder gestalterischen Prinzipien, wie klare räumliche Gliederung, nachvollziehbare Ordnungsprinzipien, deutliche Hierarchien, durchdachte Funktionen, harmonische Proportionen, abgestimmte Farben, wohlgesetzte Akzente, geplante Kontraste und abgestimmte Materialien – all das sind auf der Basis technischer Regeln entwickelte Parameter einer guten Gestaltung. Auch mithilfe dieser Parameter lässt sich sachlich ziemlich gut bestimmen, ob jemand gut gestaltet hat oder nicht.

Bei der Gartengestaltung kommt außerdem eine dynamische Komponente hinzu, die anderen Gestaltungsfächern fehlt: die Entwicklung der Pflanze. Der Urheber einer Idee muss von Beginn an das Wachstum und den jahreszeitlichen Zyklus von Stauden und Gehölzen und die sich daraus ergebenden Veränderungen des Gesamtbilds einplanen. Das steigert den Schwierigkeitsgrad.

Gartengestaltung Helmut Lamprecht
Gelungener Sitzplatz mit Hausbaum, Bambus und Staudenbeeten

Gerade bei der Pflanzenverwendung, aber auch bei Materialkomposition, den Proportionen und der Schlüssigkeit im Bezug der einzelnen Elemente zueinander zeigen viele Anlagen Schwächen. Vieles wirkt wahllos zusammengewürfelt, überdimensioniert oder wenig funktionell. Ganz oft ist es von allem zu viel. Selten ist es harmonisch. Ein Garten kann aus ganz wenigen Elementen bestehen oder opulent gefüllt sein; wichtig ist, dass er in sich schlüssig ist und auf den Betrachter harmonisch wirkt.

Gartengestaltung ist eine Kunst, wie andere Künste auch. Manche Menschen werden mit der Fähigkeit geboren, sie intuitiv zu beherrschen oder besitzen das Gespür, sie sich anzueignen. Manche haben den Ehrgeiz, ihre Grundsätze zu verinnerlichen. Dafür gibt es ausreichend Bücher und Seminare, die hierbei helfen. Es ist auch keine Schande, kein Künstler zu sein. Jeder Mensch ist anders begabt. Wichtig ist lediglich, die Bedeutung guter Gestaltung anzuerkennen und die eigene Gestaltungsleistung ehrlich zu hinterfragen.

Autor: Tjards Wendebourg, Gartenarchitekt und Gatenplaner, verantwortlicher Redakteur der Fachzeitschrift DEGA GALABau,
Auszug aus DEGA 2/2012 www.dega-galabau.de
https://www.gartenberatung.info